Praktisches Wissen

Definition: Wissen, wie etwas funktioniert - das Verständnis von Prozessen, Abläufen und Mechanismen.

Charakteristika: Praktisches Wissen ist handlungsorientiert und prozessbezogen, oft embodied und verkörpert. Es entsteht durch Übung und Anwendung, kann weitergegeben werden durch Lehre und Mentoring und verbindet Theorie mit Praxis.

Beispiele: Eine Chirurg:in weiß, wie eine Operation durchzuführen ist. Ein Mechaniker versteht, wie ein Motor zu reparieren ist. Eine Köch:in kennt die Techniken der Zubereitung. Ein Programmierer beherrscht Coding-Praktiken.

Unterschied zu propositonalem Wissen: Praktisches Wissen ist nicht nur "Wissen dass", sondern "Wissen wie". Es ist oft nicht vollständig explizierbar, erfordert körperliche (embodied knowledge) oder praktische Erfahrung und kann nicht nur durch Lesen erworben werden.

Epistemologische Relevanz: In der dezentralen Wissensproduktion ist praktisches Wissen gleichberechtigt mit theoretischem Wissen und oft Quelle für neue theoretische Erkenntnisse. In der Praxistheorie steht es zentral, und seine Validierung erfolgt durch erfolgreiche Anwendung.

Grenzen: Praktisches Wissen ist schwer zu kodifizieren und standardisieren, seine Übertragbarkeit zwischen Kontexten ist begrenzt. Es kann zu Routine erstarren, und der Generationswechsel wird problematisch ohne explizite Weitergabe.